Willeke und Thomas Kliesow


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Teil 1

Afrika > D.R. Kongo > 1. Reise 2008

Bericht über eine Reise nach Goma (Demokratische Republik Kongo)

mit Michel Sanya Mutambala,

Gründer des Vereins „ SunForChildren“ in Remagen, Trommellehrer und Chorleiter

04.12. bis 15.12.2008

Goma liegt im Nord-Osten an der Grenze zu Ruanda


Zwei Tage im Kongo und schon könnte ich ein ganzes Buch schreiben!

Zuerst zur Situation: In Goma ist es zurzeit absolut ruhig. Die Menschen gehen ihrem gewohnten Leben nach. Die Kinder gehen normal in die Schule. Auf den Straßen fahren viele UN-Fahrzeuge und an den verschiedenen Kreisverkehren stehen jeweils zwei Panzer mit Männern mit Blauhelmen oder blauen Turbanen. Auf den Straßen mischen sich die vielen Soldaten und Polizisten unter die Menschen. Ab 22 Uhr ist Ausgangverbot, aber um 20 Uhr sind die Straßen bereits so gut wie leer. Das ist ein sehr beängstigendes Gefühl. Die Menschen benehmen sich zu ruhig - als ob sie nicht auffallen wollen. Auch sieht und hört man nirgendwo Kinder herumtoben, laut lachen, singen, musizieren und tanzen, so wie es in Afrika üblich ist.

Es ist hier schön warm, sehr angenehm (um die 25 Grad), aber es regnet häufig, manchmal stundenlang. Gestern hat es sogar die ganze Nacht geregnet. Wenn es geregnet hat, stehen die Straßen teilweise total unter Wasser. Es ist sehr morastig, der Sand in Goma ist nach dem letzten Vulkanausbruch in 2002 schwarz, während er im nur wenige Kilometer entfernten Ruanda rot leuchtet. Michel nennt die Gegend rund um Goma „die schwarze Gegend“! Außerdem sind die kaputten Straßen übersät mit kleinen, großen bis sehr großen schwarzen Lavasteinen. Dadurch macht das Ganze einen noch tristeren, schmutzigen Eindruck. Und die vielen starken Regengüsse verschlimmern diesen Eindruck noch.

Man hat mir gesagt, dass es vor dem Vulkanausbruch in Goma schöne, breite Straßen gab.

Es gibt in der Umgebung mehrere Vulkane:
Der Nyiragongo, der Vulkan, der zuletzt in 2002 aktiv war und einen großen Teil der Stadt mit Lava überflutete, gehört zu der Virunga-Vulkankette (insgesamt vier Stück) und überragt die Stadt. Aus seinem Krater sieht man häufig Rauch aufsteigen.
Die anderen Vulkane heißen Mikeno, Karisimbi und der Nyamulagira, der sich in dem nicht weit entfernten Volcano-Nationalpark befindet.



Ansonsten ist die Landschaft rund um Goma lieblich, hügelig, grün. Es gibt große Bananen-Plantagen. Außerdem wird viel Mais angebaut, Zuckerrohr und Bohnen. Normalerweise sollte man meinen, dass es für alle genügend zu essen gibt.

Von der afrikanischen Tradition sieht man in Goma nicht viel. Die Frauen tragen ihre traditionellen Pagnes (Wickelrock) und Boubous (Oberteil), während die Männer fast alle europäisch gekleidet sind. Europäer sieht man hier selten, außer den wenigen, die bei den Hilfsorganisationen in der Stadt arbeiten oder Dienstreisende. Touristen gibt es kaum. Goma ist eine größere Stadt mit etwa 500.000 Einwohnern und kein Ort, in dem man Urlaub macht.


In der Stadt sieht man inzwischen immer mehr Wohnhäuser aus Stein, umgeben von hohen Mauern mit großen, rot gestrichenen Toren. Vielfach sind die Mauern mit Stacheldraht versehen – aus Sicherheitsgründen. Es wird sehr viel gebaut. Aber die meisten Menschen wohnen in Holzbuden, die teilweise notdürftig aus Brettern zusammen gezimmert sind mit Dächern aus Wellblech.
Wie sehr vermisse ich hier die in den Dörfern üblichen traditionellen Hütten.



Der Verkehr ist chaotisch. Es gibt viele Autos, aber vor allem sehr viele Motorräder! Die Motorräder dienen hier als Taxis. Die Straßen sind teilweise so kaputt, dass Autos kaum durchkommen, und da sind diese Motorradtaxis sehr praktisch! Es ist schon sehr abenteuerlich, auf so einer Maschine hinten mitzufahren - ohne Helm - man wird richtig durchgeschüttelt! Was natürlich auch in den Autos der Fall ist. Die Straßen gleichen einem sehr großen Emmentaler Käse, wovon die mehr oder weniger großen Löcher, wenn es regnet, mit Wasser gefüllt sind, teilweise über die ganze Straßenbreite. Da muss man schon Vertrauen in seinen Fahrer haben!








Sehr interessant sind auch die Tretroller aus Holz, die „Tchoukoudous“. Man kniet darauf und es gibt hinten eine Bremse. Junge Männer transportieren damit schwere Lasten, bergauf geschoben, bergab rollen gelassen.









Dann sieht man auch viele kleine und große Karren, die „Pouce-pouce“, die, wie der Name schon sagt, von den Menschen selber gezogen oder geschoben werden.


Bei diesen katastrophalen Straßenverhältnissen frage ich mich, wie ein Mensch schnell in ein Krankenhaus gebracht werden kann, ohne dass er während des Transportes bereits stirbt…Goma hat auch einen Flughafen, der besonders wichtig ist für den Flugverkehr innerhalb Afrikas. Die Flugzeuge fliegen so tief, dass man die Menschen hinter den Fenstern fast sehen kann. Entsprechend stark ist auch der Lärm. Man sagte mir, dass in Goma auch keine Gebäude gebaut werden dürfen, die höher sind als zwei Stockwerke.


Der Kivusee ist wunderschön und groß! Wir sind bis zum Hafen gelaufen, wo die Boote liegen, die nach Bukavu fahren am anderen Ende des Sees. Es gibt Schnellboote, die 1 ¾ Stunden brauchen für 50,00 US$ und andere, die viele Stunden brauchen für 5,00 US$.



Fasziniert kann ich auch hier wieder stundenlang den Kindern zuschauen. Wie kreativ diese Kinder sind und aus allem, was sie finden, Spielzeug basteln!

Ich beobachte Kinder, die rote Steinchen kaputt schlagen und in Plastikflaschen füllen, nachdem sie das Pulver durch einen Stück gelöcherten Papierstreifen sieben. Mit Wasser gemischt entsteht eine wunderschöne rote Wasserfarbe!

Oder sie basteln aus Stängeln und kleinen Holzstäbchen Bettchen und Stühle für ihre selbst gebastelten Püppchen.

In dem schwarzen Sand zeichnen die Kinder Hüpfspiele und können stundenlang hüpfen. Aus Lumpen- und Seilresten basteln sie Fußbälle; oder Hüte aus Papier, mit kleinen Zweigen zusammengesteckt.


Ein Junge hat aus einem Stück Holz eine Gitarre gebastelt. Als Saiten hat er Draht gespannt, mit Nägeln auf dem Holz befestigt. Unter die Saiten hat er kleine Flaschen geschoben, sodass er darauf wie ein Profi Akkorde spielen, zupfen und schlagen kann!


Die anderen Kinder trommeln dazu auf kaputten Eimern, Kanistern und Töpfen oder schlagen den Rhythmus mit zwei Porzellanscherben. Dazu wird getanzt – die Mädchen legen sich dabei teilweise größere Steine auf dem Kopf und bewegen sich graziös wie Prinzessinnen!

Ich habe für die Kinder kleine Geschenke mitgebracht, unter anderem Luftballons, Gummibänder für Gummi-Twist, Glasperlen, kleine Pfeifen, womit sie Seifenblasen machen können und ein Springseil. Ein paar Jungs in Deutschland hatten mir ihre kleinen Autos mitgegeben und für die Mädchen hatte ich auf dem Flohmarkt eine ganze Tüte mit kleinen Barbiepuppen und Bekleidung zum Wechseln gekauft. Die Freude der Kinder ist sehr, sehr groß! Auch die Kugelschreiber, Buntstifte, Hefte und Spiele finden große Begeisterung.


Ein Buch über den Müllmann in Deutschland muss ich immer wieder vorlesen! Auch von dem mitgebrachten Buch mit Bildern aus dem täglichen Leben in Europa mit deutschem und französischem Text sind die Kinder begeistert, und ich kann so auch meinen Wortschatz in Swahili erweitern!!!!






Ein bisschen wird an der traditionellen Kultur getan:
In Goma gibt es zwei Kulturzentren. Dort können Kinder und Jugendliche verschiedene Musikinstrumente erlernen, oder auch Tanzen, Zeichnen und Malen mit Farben oder Sand, auf Papier und Holz, Schnitzen und vieles mehr.
Jeden Samstag machen Musiker eine Jam-Session – der Eintritt für die Kinder und Jugendlichen ist frei!



Wir besuchten auch das Schulzentrum „Kyeshero“. Leider hatten die Schüler bis zum 24. Dezember Prüfungen, sodass wir nicht lange in den Klassen bleiben konnten. Wie ich es schon vom Senegal kenne, gibt es auch hier Klassen mit 60 bis 80 oder sogar mehr Kindern. Wenn die Kinder für die Schule angemeldet werden, müssen die Haare abrasiert werden (das ist in den staatlichen Schulen so üblich). Die Kinder tragen alle eine Schuluniform (weißes Hemd/Bluse und dunkelblaue Hose/Rock). Für die Schule müssen die Eltern Schulgeld bezahlen.


Was mich am meisten geschockt hat, ist das Bild, das man hier von den Frauen bekommt: Als Gebärmaschine und als Packesel! In den polygamen, muslimischen Familien, in denen die Männer bis zu drei Frauen haben dürfen, ist eine Familie mit 10-12 Kindern normal.

Im Kongo sind 80 % der Menschen Christen (mit einer Frau), die Kinderzahl ist aber nicht geringer. Eine Familie mit 8-10 Kindern ist auch bei ihnen nichts Außergewöhnliches!

Zu „Frau und Packesel“: Auf dem Markt sieht man fast nur Frauen, die auf ihren Rücken riesige Pakete tragen. Große Säcke Reis (50 kg), Mehl, Holzkohle (100 kg!!) schleppen diese Frauen!



Dazu machen sie aus einem großen Tuch ein Bündel, das sie an zwei Ecken zusammenbinden. Die beiden anderen Enden knoten sie auf der Stirn zusammen und heben anschließend dieses Riesenpaket seitlich auf ihren Rücken. So gehen sie wie „Packesel“ gebückt unter ihrer Last!



Es ist wirklich schlimm anzusehen!



Leider lassen sich die Frauen auch nicht helfen! Denn nicht nur die Männer haben sich ein Bild gemacht von den täglichen Aufgaben der Frau. Auch die Frau meint, dass sie diesen Aufgaben gewachsen sein muss.

Wenn sie nicht in der Lage ist, „diese Last“ zu tragen, denkt sie, dass sie für den Mann eine nutzlose Frau ist und er sie wegschicken kann.


Viele Häuser haben Wasseranschlüsse und Wasserzapfstellen auf dem Grundstück. Leider ist aber der Wasserdruck so gering, dass (wiederum!) die Frauen weit laufen müssen, um Wasser zu besorgen.


Auch gibt es wenig bis kein Strom. Gekocht wird auf Holzkohle und mit Petroleumlampen oder einer Taschenlampe machen sich die Frauen beim Kochen etwas Licht.

Das Essen ist wenig abwechslungsreich. Früchte sind sehr teuer, aber auch die Nahrungsmittel, die lebensnotwendig sind, wie u.a. Reis oder Maismehl! Gekocht wird in viel Öl und oft viel zu lange, sodass von einem kleinen Fisch z.B. nicht mehr viel übrig bleibt….

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