Willeke und Thomas Kliesow


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Im Norden: Saly und Thiès

Afrika > Senegal > 2009

Saly
Nach der Ankunft im Hafen von Dakar morgens um 6 Uhr musste noch ein Taxi gefunden werden, das uns für einen "einigermaßen normalen" Preis nach Saly bringen würde. Willeke handelte einen Preis von 20.000 CFA aus (€ 35), die Entfernung von Dakar nach Saly ist ungefähr 80 km. Der Taxifahrer kannte tolle Schleichwege, sodass wir nach etwa 2 ½ Stunden in Saly ankamen. Unterwegs versuchte er Willeke noch mal umzustimmen und den Preis in die Höhe zu treiben. Sie blieb jedoch hart. Der Taxifahrer bekam aber dann ein Trinkgeld, weil er uns bis vor die Tür unseres kleinen Bungalows brachte.

Während Willekes zweitem Aufenthalt im Senegal lernte sie eine Frau kennen, die jedes Jahr vom Dezember bis April in einem (eigenen) kleinen Bungalow auf dem Hotelgelände "Safaripark" in Saly wohnt. Die übrige Zeit bietet sie das Häuschen zur Miete an, sodass wir ganz glücklich waren, dort unseren Urlaub machen zu können. In ihrer Abwesenheit kümmert sich Bernadette, eine junge Senegalesin, um das Häuschen.
Und jetzt begann unsere zweite Urlaubswoche im Senegal - in diesem schönen Häuschen fast direkt am atlantischen Ozean! Purer Luxus im Senegal!!!



In den nächsten Tagen besuchten wir unsere Freunde im Dorf. Seit Willeke im Januar 2003 ihren ersten Urlaub im Senegal in Form eines Trommelworkshops bei Lamine Sow verbrachte, hat sie in Saly sehr viele Freunde gemacht. Wir besuchten auch Lamines Vater, der im Jahr 1970 das Nationalballet "Bougarabou" in Dakar gegründet hatte.



Wir schauten bei einer Répétition von "Bougarabou" zu und konnten bei einem Auftritt mit traditionellen Tänzen dabei sein, wobei auf typischen westafrikanischen Instrumenten, wie u.a. Balaphon, Bolong, Bongo und Djembé gespielt wurde.

Willeke verbrachte viel Zeit mit ihrer Freundin Coumba Fay und deren Familie. Coumba erzählte uns die tolle Neuigkeit, dass Saly seit Juni 2009 die Gemeinderechte erhalten hat und dass die alte Grundschule im nächsten Jahr zu einem Rathaus umgebaut werden soll. Letztes Jahr wurde bereits ein neues Schulhaus gebaut.

Coumba hat im Gemeinderat die Funktion einer Schriftführerin und ist zugleich Beraterin des Bürgermeisters. Sie ist eine vielseitige und viel beschäftigte Frau. Sie ist Vorsitzende eines Frauenvereins in Saly, die rechte Hand des Dorfsarztes und hilft bei Gesundheitsaktionen wie Impfaktionen gegen TBC und Polio-Schluckimpfung im Februar 2009 sowie bei der Verteilung von Malariamedikamenten an Kinder. Außerdem ist sie zuständig für die Koordination von Familienbesuchen nach den Geburten, die Beratung der jungen Mütter und macht selber auch Hausbesuche. Sie ist das Beispiel einer stark engagierten Frau, von denen es in Senegal eine ganze Menge gibt.

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Coumba ist die erste von drei Frauen und jetzt von ihrem Ehemann für soziale Aufgaben von vielen Familienpflichten "freigestellt". Dennoch steht sie Sali, der Nebenfrau, und ihren Töchtern und Söhnen (jeweils 2) jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Hier sehen wir den Hausherrn mit seinen drei Frauen ....
Hoppla, da hat sich doch noch eine vierte dazwischengemogelt!!!


An einem Abend trifft sich auf dem Familiengrundstück ein Kreis von 15 Frauen, um sich über das nächste Projekt des Frauenvereins auszutauschen. Diese Art Treffen, die jeden zweiten Sonntag im Monat stattfinden, werden "Tontine" genannt. In Deutsch könnte man von einem "Sparklub" sprechen, der meistens innerhalb der Familie entsteht und nach und nach über ein Stadtteil oder -viertel ausgedehnt wird. Die Gruppen bestehen aus 10 bis 50 Frauen. Zu Beginn der Tontine wird ein Zyklus festgelegt, in welcher Reihenfolge jedes Mitglied einmal die Kasse der Tontine bekommt. Bei jedem Tontinetreffen zahlt jedes Mitglied den gleichen Betrag in die Kasse und jedes Mitglied profitiert einmal pro Zyklus, oder die gesamte Summe wird für größere Anschaffungen, wie z.B. große Kochtöpfe oder Plastikstühle, die im Dorf zum Verleih angeboten werden genutzt. Das eingenommene Geld fließt dann wieder in die Kasse zurück.

Etwas beängstigend ist, dass der Sandstrand an der "Petite Cote", wie die Küste südlich von Dakar genannt wird, immer schmäler wird. An den Stränden bei den Hotelanlagen baut man bereits Dämme in den Ozean, um zu verhindern, dass der Sand weggespült wird. Manche Hotels, aber auch Hütten der Dorfbewohner, stehen jetzt schon fast direkt am Wasser!

Aufgefallen ist uns, dass vermehrt Polizisten an den Straßen und am Strand entlang gehen. Für die Touristen ist das sehr beruhigend, denn sie können in Ruhe spazieren gehen, ohne dass sie ständig von Senegalesen bedrängt werden, in ihre Restaurants oder Einkaufsläden zu gehen. Leider ist das in den Touristengebieten ein wachsender Trend, der letztlich dazu führen kann, dass die Touristen ihre Hotels nur noch in Reisegruppen verlassen und damit der Kontakt zur Bevölkerung verloren geht. Wir haben mit einigen "Schleppern" darüber gesprochen aber sie zeigten sich alle uneinsichtig. Letztlich fanden wir in Saly ein einziges Geschäft mit schöner traditioneller Kunst, in dem man sich ungestört umsehen konnte und die Eigentümerin erst zur Beratung hinzu kam, als wir sie darum baten.

Thiès
Ein Höhepunkt unserer Senegalreise war auf jeden Fall der Besuch im Haus des Vereins "SOS-Enfants de la Rue" (Straßenkinder ohne Perspektive Senegal) in Thiès, der Spendengelder über einen kleinen Verein in Deutschland mit Sitz in Ruppichteroth erhält. Dieses Haus ist eine Anlaufstelle für die Straßenkinder (darunter viele Talibés) in Thiès und Umgebung.

Von den Spendengeldern des Vereins bekommen diese Kinder 2 x pro Woche eine Mahlzeit. Auch wird ein kleines Gehalt für die Köchin und eine Hilfe damit bezahlt. Alle weiteren Mitarbeiter des Vereins arbeiten ehrenamtlich, so natürlich auch Willeke, die beim Kochen mithilft.
Die Kinder (alles Jungen) haben an den beiden Tagen die Gelegenheit, den Mitarbeitern ihre Sorgen und Probleme zu erzählen, sich zu waschen und sich etwas auszuruhen.


Der Verein "Enfant de la Rue" in Thiès möchte Kindern und Jugendlichen die Chance auf eine bessere Zukunft zu geben. Die Aufgabe des Vereins ist, die Öffentlichkeit über die Gefahren aufzuklären, denen die Kinder ausgesetzt sind und die Behörden auf die Praktiken der "Koranlehrer" aufmerksam zu machen.



Es ist ein sensibles Thema, denn die Menschen in Senegal haben einen tiefen Respekt vor den religiösen Autoritäten und sie können kaum glauben, dass solche Verbrechen an Kindern möglich sind….
Zum Glück begreifen immer mehr Menschen allmählich, dass sie den Talibékindern nicht mit einem Almosen helfen können und dass diese Kinder vielmehr Schutz vor ihren vermeintlichen Lehrern brauchen!!



"Talibé" sind Koranschüler, die für ihren Lehrer (meistens den Marabou) den ganzen Tag mit einer Plastikschüssel oder Konservendose betteln gehen - vor allem um Geld aber auch um Nahrungsmittel. Als Lohn für das Betteln gibt der Marabou ihnen zweimal pro Woche 2 Stunden Koranunterricht. Er verspricht den Kindern auch, dass jeder von ihnen von dem Geld einmal Gebrauch machen kann, um nach Hause zu fahren.



Die Kinder kommen aus armen Familien mit vielen Kindern, die sie nicht alle ernähren und deren Schulbesuch sie nicht bezahlen können. Die Eltern geben ihre Kinder in die Obhut des Marabous, der verspricht, sich um sie zu kümmern: Sie sollen Essen und Trinken bekommen und zur Schule gehen, lesen und schreiben lernen und schließlich zu Korangelehrten ausgebildet werden. Leider sind das leere Versprechungen. Stattdessen schickt er die Kinder zum Betteln auf die Straße. Dies ist eine Tradition in vielen islamischen Ländern, weil "die Abgabe von Almosen" zu de 5 Säulen des Islam gehört und die Kinder hierdurch Bescheidenheit und Demut lernen sollen.
Vielfach schlafen die Jungen nachts auf dem nackten Boden, erhalten mangelhafte Nahrung und keinerlei gesundheitliche Versorgung. Viele leiden an gefährlichen Krankheiten.


Als die etwa 60 Kinder bei unserem Besuch nach und nach die Räume des Hauses füllten waren wir tief gerührt. Zwei Frauen kümmerten sich um die Zubereitung der Mahlzeit. Die Namen der anwesenden Kinder wurden in einer Liste notiert, damit die Lebensmittelkosten überprüft werden können. Das Beisammensein war sehr harmonisch und wir hatten Zeit für einen Austausch mit den Kindern, die sich uns gegenüber sehr offen zeigten.

Der Verein "Enfants de la Rue" hat inzwischen auch ein Stück Land gekauft, worauf ein Haus gebaut werden soll, als Unterkunft für etwa 30 bis 50 Kinder. Sie sollen dort nicht nur schlafen, duschen und essen können, sondern es soll dort auch ein Schul- und Ausbildungszentrum für die Kinder entstehen. Auf dem Grundstück soll eine Plantage mit Mango-, Orangen- und Limonenbäumchen angelegt werden und es soll eine Fabrik gebaut werden, um aus den Früchten Marmelade und Säfte herzustellen, die dann über einen "Fairen Handel" exportiert werden können.

Unsere Senegalreise war sehr spannend!
Wir sind sehr glücklich über die vielen Freunde, die wir im Laufe der Zeit in Senegal gewonnen haben, danken allen diesen lieben Menschen für ihre Gastfreundschaft und den Vereinen "World Vision" und "Enfants de la Rue" für ihre Offenheit.

Wir freuen uns auf unseren nächsten Aufenthalt im Senegal!

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